Kaperfahrt by Clive Cussler

Kaperfahrt by Clive Cussler

Autor:Clive Cussler
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-09-16T22:00:00+00:00


18

Als Botschafter Moon aus der Kabine des Regierungshubschraubers einen ersten Blick auf das Trümmerfeld warf, musste er seine gesamte Selbstkontrolle aufbieten, um sich nicht in den Schoß seines Gegenübers, Außenminister Ali Ghami, zu übergeben. Die Verwüstung war vollkommen. Die Überreste der State-Department-Maschine waren über fast eine Meile verstreut – und abgesehen von dem knapp zwanzig Meter langen Kabinenabschnitt und der Triebwerke schien kein Teil größer zu sein als ein Reisekoffer.

»Allah sei uns gnädig«, sagte Ghami. Auch er besuchte zum ersten Mal die Absturzstelle.

Unter ihnen, abgeschirmt von einem Kordon libyscher Soldaten, untersuchten gerade einige Männer das Wrack. Sie bildeten die Vorhut vom NTSB, einige einheimische Luftfahrtexperten waren auch daran beteiligt. Sie mussten kurz vor dem amerikanischen Botschafter eingetroffen sein, ihr Helikopter parkte gut eine Meile von der Absturzstelle entfernt.

»Herr Minister«, meldete sich der Pilot über die Sprechanlage in der schalldichten Kabine, »wir müssen in der Nähe des anderen Hubschraubers landen, damit der Abwind unseres Rotors keine wichtigen Spuren am Fundort der Wrackteile verwischt.«

»Das ist in Ordnung«, erwiderte Ghami. »Ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft wird dem Botschafter und mir sicherlich guttun.«

»Schon verstanden, Sir.«

Der Minister wandte sich zu Moon um und legte dem Amerikaner eine Hand auf die Schulter. »Im Namen meiner Regierung und auch in meinem eigenen Namen, Charles, es tut mir unendlich leid.«

»Vielen Dank, Ali. Als Sie mich anriefen und mitteilten, die Maschine sei gefunden worden, da hatte ich noch Hoffnung.« Er deutete durch die Plexiglaskuppel des Helikopters nach draußen. »Aber jetzt …« Seine Stimme versiegte. Es gab nichts mehr zu sagen.

Der Pilot setzte mit dem französischen EC155-Regierungshubschrauber neben einem Transporthubschrauber des Militärs auf. Ghamis Leibwächter, ein schmallippiger massiger Mann namens Mansour, öffnete die Hubschrauberkanzel, während sich die Rotorblätter noch drehten. Ghami schenkte dem vom Rotorwind aufgewirbelten Sand und Staub keine Beachtung, sprang auf den Erdboden und wartete, während der um einiges stattlichere Moon schwerfällig aus der Maschine stieg.

Sie schlugen den Weg zum Flugzeugwrack ein. Schon nach wenigen Schritten schwitzte Moon, doch weder dem libyschen Minister noch seinem Beschützer schien die Hitze und die glühende Sonne etwas auszumachen. Der Geruch von verbranntem Plastikmaterial und Flugbenzin lag in der wabernden Luft.

Während sie sich dem Unglücksort näherten, hatte Moon den Eindruck, dass er aus der Nähe noch um einiges schlimmer aussah, als aus der Luft betrachtet. Alles war rußgeschwärzt und vom Feuer, das den Jet vernichtet hatte, bis zur Unkenntlichkeit verformt. An der Postenkette der Soldaten warteten sie auf den leitenden Ermittler vom NTSB. Der Techniker wanderte zwischen den Trümmerteilen umher, schoss mit einer Digitalkamera Bilder, während ein Mann, der ihn begleitete, alles mit einem Camcorder aufzeichnete. Als der Chefermittler schließlich die hochrangigen Besucher bemerkte, sagte er etwas zu seinem Begleiter und kam dann zu ihnen herüber. Sein Gesicht wirkte länglich und hager, und seine herabgezogenen Mundwinkel verliehen ihm einen bitteren Ausdruck.

»Botschafter Moon?«, rief er, als er sich in Hörweite »Ich bin Moon. Dies ist Ali Ghami, der libysche Außenminister.«

Sie tauschten einen Händedruck. »Ich heiße David Jewison.«

Moon sah, wie Ghami ein fast unsichtbarer Ruck durchlief, als er diesen Namen hörte.

»Können Sie uns schon irgendetwas Interessantes mitteilen?«, fragte Moon.



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